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Chair of Architecture and Urban Design
Asst. Prof. Dr. Alex Lehnerer

Master thesis

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Master thesis

Der volle Block

Wo 1872 an der Langstrasse noch ein einzelnes Werkstattgebäude Kontext steht, entsteht wenige Jahre später die Gebaute Ecke – als erstes Versprechen an die Stadt und als Initiator für den Block. Das erste Haus zeigt eine klare Haltung eines städtischen Optimismus. Die Ecke wird zur Zeile, zur Stadtfassade und schliesst sich dann im gebauten Blockrand.Die Entwicklung des Blocks setzt sich gemäss seiner Entstehungsgeschichte fort. Als logischer nächster Schritt kommt es zur Schliessung und Verdichtung im Inneren des Blocks. Ist eine gebaute Dichte erreicht, werden sich sowohl gebaute, als auch funktionale Grenzen beginnen aufzulösen. Ein immer dichteres Gefüge entsteht. Der Block wird umgebaut, weitergedacht und vernetzt.Der Einzug der Schmiede in den Block ist Teil dessen Geschichte und gibt einen Einblick in den weiteren Entwicklungsprozess. Das Versprechen des ersten Hauses wird im Block eingelöst. Er ist Ort an dem verschiedene Tätigkeiten des städtischen Lebens sich überlagern und interagieren. Das Leben im Block soll wie sein städtischer Kontext als Netzwerk funktionieren und sich von einem privatisierten Individualismus lösen.Laut Robin Evans begann die Moderne al man im 17. Jahrhundert anfing Gänge und Flure zu bauen. Davor glich das Haus einer Matrix von zusammengeschaltenen Räumen. Hinter jeder Tür befand sich ein weiterer Raum in dem man sich zufällig begegnen konnte. Damals bestimmte die Anzahlt Türen in einem Zimmer dessen Status. Jede Tür sollte zu einer Vielzahl von Zimmern führen. Je mehr Räume durch eine Tür erschlossen werden konnten, desto besser war der Grundriss organisiert. Hat man sich davor ohne zwingende Notwendigkeit in Räumen getroffen, so braucht man heute immer einen guten Grund für das Betreten eines Raumes aus dem Korridor. Die individualisierte Privatheit bestimmt die Form der Architektur.„Architektur wird durchwandert und durchschritten.“ – Le Corbusier. Dabei soll der Mensch innere Bewegung empfinden, als Ergebnis aufeinanderfolgenden Erschütterungen. Die Architektonische Sequenz wird als charakteristische Bewegungsfigur erlebt. Dazu gehört immer das Wechselspiel zwischen Gesamtordnung und kontrastierenden Einzelsituationen. Der Einzelne Abschnitt ist einerseits eine in gewisser Weise abgeschlossene Einheit, andererseits durch die Übergänge zum Angrenzenden bestimmt. Im Unterschied zum Weg ist die Sequenz heterogen und enthält Unstetigkeiten. Beim Fortschreiten von einem Raum zum nächsten, befindet man sich nicht in einer fortdauernden Situation, sondern man gibt jedes Mal eine Situation auf, um eine andere aufzusuchen. Diese Spannungsmomente haben wir mit der räumlichen Trennung durch Flure und Gänge verloren. Im weitergewachsenen Block werden diese wieder aufgelöst und die Räume und deren Nutzungen so miteinander vernetzt. Die Grenzen zwischen privater Nutzung und öffentlichem Leben wird nicht mehr durch einen Gang gezogen. Die Raumsequenz beginnt sich durch Blickrichtungen und nutzungsüberschneidenden Durchwegen zu verwischen. Ein Wechselspiel von Beobachten und beobachtet werden entsteht. „Komfort resultiert aus Intimität und Kontrolle“ – Adolf Loos. Diese Beginnt am Eingang am Tor zum Block. Es ist Einlass, Schwelle, Filter und Trichter zugleich. Der Block tritt als geschlossene Figur im städtischen Kontext auf. Nur eine einzige Öffnung als Konzentrationspunkt schafft eine klare Adresse an der Langstrasse. Die Blockrandbauten sind in diesem Kontext stets sehr perforiert und haben nie nur eine Adresse, nie einen geschlossenen Ausdruck zur Stadt. Dabei fungiert das Tor, für den Block, als Element der Repräsentation, wo sich die Identität des Blockes in der Stadt zeigt. Tritt man in den Block treffen individuelle Bedürfnisse auf Gemeinschaftlichkeit. Ein vielfältiger Nutzungsmix aus privaten, halböffentlichen und öffentlichen Innen-Aussenräumen macht den Block zu einem Raum für Bewohner, Arbeiter und Gäste. Die einzelnen Funktionen, wie Wohnen, Arbeiten und Verweilen sind nicht mehr strikt voneinander getrennt. So begegnet der Schmied auf seinem Arbeitsweg durch den Block der Tänzerin, die vom Quartierladen und dem Kaffee mit der Nachbarin zurück auf dem Weg an ihren Arbeitsplatz. Der Bewohner repariert seinen defekten Föhn in der Quartierwerkstatt im Block und der Seminarbesucher geniesst sein Feierabendbier in der Bar im dritten Stock. Jeder kommt auf all seinen Wegen durch den Block an der Schmiede vorbei. Die Schmiede als Kern des Blockes reproduziert sich selbst, ist Teil des Bauwesens. Ein Kran ermöglicht grossmassstäbliches anliefern und einverleiben von aussen in das System des Blocks. Nach dem Pragmatismus des notwendigen Wachsens der Mittelalterlichen Stadt, der absoluten Trennung der Funktionen und Gesellschaftsschichten in der Moderne wird nun ein Dazwischen auf verschiedensten Ebenen geschaffen. Zwischen den planerischen Bedürfnissen des Brandschutzes, der räumlichen Orientierung und en detaillierten Materialität wird ein Netz von Achsen, Funktionen und Atmosphären geschaffen. Das Aufeinandertreffen von alten und neuen baulichen Strukturen verknüpft mit dem durchmischten Nutzungsprogramm schafft ein extrem vielseitiges Erleben und Leben im Block.

Project by: Anja Toller
Innenraum Quartierwerkstatt
Innenraum Schmiede
Grundriss EG, mit nur einem Eingang
Schwarzplan
Situationsplan Bestand
Grundriss 1.OG
Grundriss 2.OG
Grundriss 3.OG
Schnitt durch den vollen Block
Schnitt durch den vollen Block
Ansicht von der Langstrasse
Die Raumsequenz für den Schmied, die Bewohner und die Besucher
Die Raumsequenz für die Tänzerin, den Lehrling und den Gastwirt
Das Tor ist der einzige Eingang in den Block